Schon mal etwas von "Working out loud" gehört? Diese neue Bewegung in der Arbeitswelt findet weltweit zahlreiche Anhänger in großen Unternehmen. Was sich dahinter verbirgt und warum WOL auch etwas für Selbständige und den öffentlichen Sektor ist, habe ich hier mal aufgeschrieben.
Mit „Working out loud“ ist keinesfalls gemeint, so laut wie möglich zu arbeiten und somit bestmöglichst auf sich aufmerksam zu machen. Stattdessen verbirgt sich dahinter eine Bewegung, die Menschen dazu bringen möchte, ihr Verhalten zu ändern und selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Und da das am besten gemeinsam funktioniert, finden sich – mittlerweile auf der ganzen Welt – Menschen zu so genannten WOL-Circles zusammen.
Als ich das erste Mal von WOL hörte, war ich zunächst etwas skeptisch, aber auch neugierig. Und da ich ein Mensch bin, der gern neue Dinge ausprobiert, wurde ich einfach Mitglied in einem Circle. Ein WOL-Circle findet sich einmal in der Woche für eine Stunde zusammen, um miteinander verschiedene, vorgegebene Übungen zu machen und sich über die Erfahrungen auszutauschen. Die fünf Prinzipien des WOL lauten:
Dahinter steckt die Überzeugung, dass es in der heutigen Arbeitswelt nichts mehr bringt, allein über seinen Ideen zu brüten, sondern so früh wie möglich andere daran teilhaben zu lassen, gemeinsam zu lernen und schließlich auch als Gruppe besser zu werden. Nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren auch Formate wie BarCamps oder OpenSpaces, die ebenfalls von der Bereitschaft leben, Wissen zu teilen, Fragen zu stellen und sich offen einzubringen.
„Working out loud = Observable work + Narrating your work“: Damit legte der IT-Berater Bryce Williams 2010 die Initialzündung zur Bewegung. Der US-Amerikaner John Stepper entwickelte die Methode weiter und machte sie ab 2015 durch sein gleichnamiges Buch bekannt.
Zu Beginn eines Circles, in dem vier bis fünf Menschen sich zwölf Wochen gegenseitig begleiten werden, muss jeder ein Ziel für sich festlegen. Bei der Lehrmethode WOL geht es nun darum, Beziehungen aufzubauen, die einem dabei helfen können, eine Fähigkeit zu entwickeln und ein neues Thema zu entdecken – und im besten Fall das gesteckte Ziel umzusetzen. Dabei geht es nicht ums Geben und Nehmen im Netzwerk, sondern um die Investition in Beziehungen. Durch das Teilen von Beiträgen aus eigener Arbeit und Erfahrungen wird jeder Teilnehmer über sein enges Umfeld hinaus sichtbar.
In Woche 1 geht es zum Beispiel darum, eine Beziehungsliste zu schreiben – also die Menschen zu benennen, die dir auf die ein oder andere Art helfen könnten, dein Ziel zu erreichen. In der nächsten Woche geht es dann darum, mit diesen Menschen in Kontakt zu treten und Beiträge zu verfassen. So baut sich das Programm Woche für Woche auf – und du wirst sichtbar und trittst in Beziehung zu Menschen.
In Deutschland beschäftigen sich bereits Mitarbeiterinnen in Unternehmen wie AUDI, BMW, Bosch, Continental, Deutsche Bank, Siemens und Telekom mit dem Programm und sorgen so für einen größeren und auch offeneren Austausch über Abteilungsgrenzen hinweg. Dabei ist WOL keineswegs auf Konzerne oder andere große Unternehmen beschränkt. Denkbar sind Circles über Unternehmensgrenzen hinweg, aber auch für Hochschulen und vor allem für Unternehmer*innen finde ich die Methode ebenfalls gut anwendbar: In meinem Circle kommen zum Beispiel Unternehmerinnen und Konzern-Mitarbeiterinnen zusammen.
Die heutige Arbeitswelt und der digitale Wandel verlangt neues Denken und Arbeiten über Abteilungsgrenzen hinweg. Doch wie bringt man die Menschen zusammen und sorgt dafür, dass sie offen und ohne Angst vorm Scheitern kollaborieren? „Working out loud“ sorgt dafür, dass sich nicht nur jeder einzelne Mitarbeiter weiterentwickelt, sondern auch durch sein Vorbild Kollegen mitzieht.
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Bild: Sensay/photocase.de
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