Seit ich mich erinnern kann, bin ich Premium-Mitglied bei Xing - sogar als es noch OpenBC hieß. Etwas später kam auch Linkedin auf den deutschen Markt – und kam erst einmal recht schwerfällig und wenig ansprechend daher. Bis es dann vor einigen Jahren richtig Fahrt aufnahm und mittlerweile als Business-Netzwerk nicht mehr wegzudenken ist. Doch welches der Netzwerke ist besser – Xing oder LinkedIn? Die Frage lässt sich nicht so leicht beantworten, denn es kommt immer darauf an, was du brauchst.
Das hat sich grundlegend geändert. LinkedIn hat es durch die Änderung seines Designs geschafft, seine Mitglieder zur Interaktion zu bewegen, so dass man LinkedIn mittlerweile sogar als das Facebook fürs Business bezeichnet. Auch ich bin mittlerweile jeden Tag bei LinkedIn aktiv, blogge, kommentiere, teile. Das Design, die Interaktivität, die Möglichkeit, selbst zu bloggen: Das alles sind richtig gute Funktionalitäten, um sich für die eigenen Themen einzubringen und zu zeigen.
Das Design, die Interaktivität, die Möglichkeit, selbst zu bloggen: Das alles sind richtig gute Funktionalitäten bei LinkedIn, um für die eigenen Themen sichtbar zu werden.
Unterschätzen sollte man das deutsche Pendant Xing dennoch nicht. Meiner Meinung nach fehlen immer noch wichtige Funktionen für die Interaktivität. Doch gerade die Möglichkeit, auch hier mit denen eigenen Themen sichtbar zu werden, ist attraktiv. Und in Sachen Sicherheit und Datenschutz kann sich LinkedIn eine Menge von Xing abschauen.
Letzten Endes ist bei der Wahl Xing oder LinkedIn eine ganz andere Frage entscheidend:
Wenn du dir darüber Gedanken gemacht hast, kannst du viel besser eine Entscheidung treffen.
In dieser Episode habe ich dir zudem die Unterschiede zwischen Xing- und LinkedIn-Profil zusammengestellt. Damit du gleich weißt, was wo Hopp oder Topp ist.
Hier einmal die beiden Profile im direkten Vergleich:
Das ist meine Visitenkarte bei Xing. Da ich ein Premium-Profil habe, kann ich ein Hintergrundbild hochladen – mit einem Basis-Profil geht das nicht. Es handelt sich zwar nur ein visuelles Element, allerdings kann ich hier zum Beispiel einen Call-to-action (eine Handlungsaufforderung) einbinden, so dass ich auf diese Funktion nicht verzichten möchte.
Hier im direkten Vergleich der Header bei LinkedIn:
Wie sich sehen lässt, sind hier die Funktionalitäten ziemlich ähnlich - es kommt auch darauf an, wie man selbst die Möglichkeiten der Profile nutzt.
Topp bei LinkedIn fand ich schon immer, dass sich ein Profil in verschiedenen Sprachen anlegen ließ. Je nachdem, welche Sprachen ich selbst in meinem Profil eingebe, lassen sich auch Profile in weiteren Sprachen anlegen.
Attraktiv bei LinkedIn finde ich den Profilslogan, der auch immer in der Suche angezeigt wird:
Immerhin hat Xing nun den Profilspruch (auch gern mal verwechselt mit der Statuszeile) wieder eingeführt, oben in der Visitenkarte direkt unter dem Hintergrundbild zu finden: "Ute Blindert ... forscht zum Network Weaving". Hier lassen sich auch News oder neu veröffentlichtes Podcast-Episoden einbinden.
Bei beiden Business-Netzwerken habe ich die Möglichkeit, mehr über mich darzustellen, mit Bildern, Filmen, Dateien und Text.
Bei Xing heißt diese Möglichkeit Portfolio:
Obwohl ich bei LinkedIn mehr Text einfügen kann, sehe ich nur die ersten drei Zeilen – für die Selbstpräsentation könnte das optimaler gelöst sein. Hier empfehle ich meinen Kunden immer, mit einem Call-to-action zu arbeiten. In etwa: "Sie haben Fragen zum Online-Marketing-Prozess? Melden Sie sich gern via ..."
Hier ähneln sich die beiden Profile sehr. Bei beiden habe ich die Möglichkeit, meine Stationen mit Informationen anzureichern, was auch zugunsten einer besseren Findbarkeit genutzt werden sollte. Bei LinkedIn finde ich die Möglichkeit klasse, dass ich auch hier Arbeitsproben, Bilder oder andere Dateien einbinden kann.
In den Profildetails bei Xing kann ich unter den Abschnitten "Ich biete" und "Ich suche" Stichworte einfügen. Das finde ich einen guten Ansatz, vor allem für die Findbarkeit, über die ich mir dann automatisch Gedanken machen muss.
Bei LinkedIn muss ich natürlich auch mit den entsprechenden Schlüsselbegriffen arbeiten. Ich muss sie nur im Profil unterbringen oder in den "Kenntnissen und Fähigkeiten".
Wer ein Premium-Profil bei Xing hat, kann mit der erweiterten Suche recherchieren. Diese Suche durchdacht und gut anzuwenden - für mich einer der wichtigsten Gründe, beim Premium-Profil zu bleiben.
Bei LinkedIn kann ich selbst mit einem Basis-Profil viele Filter setzen. Trotzdem finde ich die Suche nicht so komfortabel wie die bei Xing.
Beide Business-Netzwerke machen es ihren Nutzer*innen leicht, sich untereinander zu vernetzen. Für meinen Geschmack sogar zu leicht. Während LinkedIn noch vor einiger Zeit immer wissen wollte, woher man eine Person kennt und man nicht so einfach einen Kontakt knüpfen konnte, kann ich heute einfach auf "Vernetzen" klicken. LinkedIn schlägt einem zudem potenzielle Kontakte vor.
Auch Xing ist dazu übergegangen, einem Kontakte vorzuschlagen. Außerdem ist die Pflicht weggefallen, zu jeder Kontaktanfrage eine Nachricht dazu schreiben zu müssen. Diese Unverbindlichkeit gefällt mir persönlich nicht so gut, und ich rate auch meinen Kunden, neue Kontakte mit einer kurzen Nachricht anzuschreiben.
Wie du erhaltene Kontaktanfragen behandelst, hängt ganz mit deinem Ziel zusammen. Wer eher wenige, diese dafür intensiv pflegen möchte, nimmt nur wenige Anfragen an. Wer eher darauf baut, dass geteilte Inhalte oder Neuigkeiten von vielen Menschen wahrgenommen werden, sollte eine umfangreiche Kontaktliste aufbauen.
Bei Xing habe ich die Möglichkeit, meinen Kontakten Tags zuzuordnen. So kann ich diese zum Beispiel nach Kunden, Interessenten oder Presse/Multiplikator sortieren.
Diese Möglichkeit gibt es bei LinkedIn nicht mehr. Mit der Chrome-Erweiterung LeadDelta kann man hier aber abhelfen.
Kommen wir jetzt zu dem Punkt, an dem LinkedIn in den letzten Jahren bei den Business-Netzwerken im deutschsprachigen Raum und natürlich darüber hinaus die Nase vorn hatte: bei der Interaktivität!
Bei LinkedIn macht es einfach Spaß, Inhalte zu posten, bei anderen zu kommentieren, zu liken, zu teilen. Hier nur ein paar der Funktionen, die LinkedIn einfach gut integriert hat - und die einen dazu "verlocken", aktiv zu sein:
Bei Xing hat sich einiges bei den Beitragsmöglichkeiten getan. Auch hier kann ich nun Artikel oder Videos verlinken, ich kann Bilder hochladen, allein es fehlen eben ein paar Kleinigkeiten, die das Ganze noch lebendiger werden lassen:
Für eine kurze Zeit gab es das mal bei Xing: Bloggen für alle. Leider beschränkte Xing diese Funktion später auf die Xing Insider, die als ausgewählter Personenkreis in ihrem persönlichen Xing-Profil die Blogging-Funktion freigeschaltet bekommen. Ich selbst bin auch seit einiger Zeit Xing Insiderin und freue mich sehr über diese Ehre.
Auch wenn nicht jede Nutzerin bei Xing Bloggen kann, gibt es doch die Möglichkeit, sich mit seinen Themen an die sehr aktive und unterstützende Redaktion von Xing zu wenden und diese einem großen Leserkreis zugänglich zu machen, zum Beispiel in den Xing News oder im Xing Klartext.
Ich gebe zu, das erfordert etwas mehr Vorarbeit und auch Sorgfalt bei der Auswahl deiner Themen, aber die Reichweite in den Themen-Newsletter von Xing oder im Debattenmagazin Klartext ist enorm. Und auch die Meinungsvielfalt und die Ernsthaftigkeit, mit der hier diskutiert wird, finde ich beeindruckend.
Nichtsdestotrotz ist natürlich die Möglichkeit, bei LinkedIn zu bloggen eine prima Option, sich mit den eigenen Themen einen Namen zu machen. Wer sich zum Beispiel mit Online-Kommunikation beschäftigt, kann einfach eine Blogartikel-Reihe bei LinkedIn zu den "Die 7 größten Missgeschicke im Netz" starten. Am Ende erscheint der jeweils letzte Blog-Artikel gut sichtbar im Profil:
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Profile an sich gar nicht so sehr voneinander unterscheiden. Mal ist die eine Darstellung ansprechender, mal die andere. Was aber bei LinkedIn überzeugt, ist die Möglichkeit zur Interaktion mit den vielen anderen Nutzer*innen auf der ganzen Welt. Auch die Möglichkeit zu bloggen und Beiträge zu den eigenen Themen zu posten, finde ich überzeugend(er) bei LinkedIn.
Bild: Marie Maerz/photocase.de
Heike
Heike
soeben habe ich Ihre Website zu LinkedIn gelesen. Ich bin dort ganz neu und habe eine, nein, doch zwei kurze Fragen:
1.
Man legt ein Profil an. Sollte man als Selbstständiger/Freiberufler zusätzlich eine Unternehmensseite anlegen?
2.
Wenn ja: Auf welcher Seite postet man dann Beiträge? Auf der Profilseite oder auf der Unternehmensseite?
Das war's schon. Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Antworten.
Ute Blindert
erst einmal vielen Dank für die spannenden Fragen! Grundsätzlich kann ich natürlich nicht für alle Selbständigen/Freiberufler sprechen, dafür sind deren Unternehmungen zu unterschiedlich, aber ich will es mal mit einer Einordnung versuchen:
1. Es gibt verschiedene Vor- und Nachteile für eine Unternehmensseite bei LinkedIn. Ein Vorteil ist, dass Sie mit einer Unternehmensseite auch das schicke Logo Ihres Unternehmens in das persönliche Profil bekommen - einfach indem Sie bei der jeweiligen Station in der Berufserfahrung sich das Unternehmen mit dem Namen hineinziehen (auf meiner Seite können Sie sehen, wie das dann aussieht: https://www.linkedin.com/in/uteblindert/). Der Nachteil liegt auch auf der Hand: Auch das Unternehmensprofil muss gepflegt werden. Zumindest sollten die wichtigsten Angaben aktuell sein.
Wenn ich es auf den Punkt bringen sollte, würde ich eher sagen: Solange Sie nicht eine Unternehmung haben (das kann auch der Ein-Frau-Betrieb sein), das einen besonderen Namen und Logo hat, würde ich die Unternehmensseite eher sein lassen.
2. Selbst mit einer Unternehmensseite würde ich als Selbständige/Freiberuflerin von der persönlichen Seite posten. Ihre Kunden buchen Sie als Person - und mit dem persönlichen Profil haben Sie viel mehr Möglichkeiten, sich selbst als Fachfrau zu zeigen.
Was denkst du?