Vor ein paar Tagen erreichte mich die charmante Anfrage eines Workshop-Besuchers. Er fragte, ob wir uns denn nicht mal zu einem Kaffee treffen könnten. Er würde sich gern mal eine halbe Stunde lang mit mir über Karriere und Motivation austauschen. Selbstverständlich würde er auch die Kosten für den Kaffee übernehmen.
Zunächst einmal freue ich mich über positives Feedback und fühle mich auch geschmeichelt. Zeigt es doch, dass ich meine Arbeit gut mache. Grundsätzlich bin ich auch immer offen für einen Austausch und liebe ja auch zwangloses Netzwerken bei einer Tasse Kaffee oder einem gemütlichen Mittagessen. Und, ja, man weiß schließlich nie, was sich aus solchen Gesprächen ergibt.
Gleichzeitig wundere ich mich über solche Anfragen:
Nun ist es grundsätzlich so, dass ich sehr gern gebe. Manchmal verschenke ich sogar etwas, worüber ich hier gebloggt habe.
Man kann mich zum Beispiel …
Tatsache ist: Ich habe einen wunderbaren Beruf, der mir sehr viel Spaß macht. Ich verdiene damit mein Geld. Ich lebe davon. Nicht nur ich, sondern auch meine Familie.
Das heißt, ich muss meine Arbeitszeit so aufteilen, dass ich in dieser Zeit auch genug verdiene. Da ich Unternehmerin bin, bezahlt mich niemand, wenn ich Kaffee trinke, auf eine Messe gehe oder krank bin. Ich muss für mich klären, wie ich die Zeit, die ich nicht direkt von meinen Auftraggebern bezahlt bekomme, investiere.
Ein kostenloses Beratungsgespräch mit einer Kaffee-Einladung gehört sicher nicht dazu!
Ich stelle mir gerade vor, wie ich dem Notfall-Installateur einen Kaffee anbiete und mich bei ihm für den netten Austausch des kaputten Wasserrohrs bedanke.
Was denken Sie darüber?
Bild: knallgrün/photocase.de
Rachel
Und dennoch... Ich krieg's für mich noch nicht gut genug hin. Klar hab ich Zeit. Klar kann ich das übernehmen. Natürlich teile ich deinen Beitrag, so dass du mehr Reichweite erhältst...
Ich muss erst noch dieses selbstbewusstere Gefühl und auch das Bewusstsein ausbilden, vertiefen, um entsprechend zu handeln. Daher danke für diesen Beitrag. Und die unbeabsichtigte Bestätigung. In diesem Falle sogar ganz umsonst. ;) :*
Ute Blindert
sehr, sehr gern geschehen. Es hilft ja auch schon, wenn du über Grenzen nachdenkst. Denn oft ist der Impuls zu helfen ja mit etwas verknüpft, was sehr wichtig für uns ist: Bestätigung, soziale Sicherheit, das gute Gefühl beim Helfen. Das ist ja etwas Wichtiges und für jeden Menschen dann auch unterschiedlich in seinem Bedarf. Wenn du dir das bewusst machst, brauchst du dir auch kein schlechtes Gewissen zu machen;-)
Und dann kannst du an die Impulskontrolle herangehen und dich bei jeder Bitte fragen: Warum helfe ich jetzt? Was passiert, wenn ich es jetzt tue? Was passiert, wenn ich es nicht tue?
Mein Tipp: Halte inne, stelle einen (körperlichen) Kontakt zu dir her und entscheide dann, ob du deinem Impuls nachgibst.
Noch ein Tipp: Die Ja-Nein-Ja-Antwort - verlagert die Entscheidung in die Zukunft:
"Ja, ich möchte dir gern bei deinem Text helfen. Leider habe ich momentan keine Zeit. Wenn du in 14 Tagen noch nicht weitergekommen bist, melde dich gern wieder!"
LG ute
Rachel
Susanne Amar
Ute Blindert
oh ja, das kenne ich! Allerdings auch in der Form, dass der Artikel einfach 1:1 kopiert wird und dann brav verlinkt (daher bekomme ich es dann immer irgendwann mit...). Wenn ich mich dann melde und sage, man könne gern meinen Content gegen eine Nutzungsgebühr verwenden, ist er schnell wieder raus aus dem Netz.
Janina Köck
das hast du gut beschrieben. Ich glaube manchmal machen sich die Menschen einfach nicht klar, dass man damit Geld verdient bzw. meinen, man verdiene so viel, dass man so eine Beratung doch mal schnell einschieben könnte :) Die eigene Wertschätzung ist da entscheident und natürlich auch die Fähigkeit Grenzen zu setzten :) Allerdings kann auch ein Gespräch beim Kaffee mit potentiellen Partnern auch die Zeit wert sein :) Das muss man immerwieder abwägen :)
Was ich mir angewöhnt habe.... Wenn ich innerlich sage "das schaff ich schon noch irgendwie..." dann stopp ich mich und frage mich möchte ich das wirklich? Ist es mir das wert noch mehr Stress zu haben? Was würde mir das Gespräch geben? Ist mir das die Zeit wert? oder gibt es Dinge, die ich stattdessen besser machen könnte und sei es nur Zeit für mich zu haben?
An manchen Tagen klappt das super, an anderen weniger, aber dafür lernen wir ja alle immer dazu :)
Alles Liebe Janina
Martin Kaemper (Menschenfotograf)
Wibke Ladwig (@sinnundverstand)
das klingt nur allzu vertraut. Meist kommen die Anfragen von Menschen, die selbst angestellt sind und sich gar keine Gedanken darüber machen, dass wir in der Zeit, in der wir uns mit ihnen für eine Tasse Kaffee "über Karriere und Motivation austauschen" kein Geld verdienen. Es kommt dann doch sehr auf die Person, die Situation und meine Stimmung an, ob ich mich darauf einlasse. Frage dann aber auch schon mal nach, was sich derjenige erwartet. Um sicherzugehen, dass es auch für mich ein erholsamer Schwatz und keine Beratung ist.
Noch viel mehr ärgern mich die Anfragen für kostenlose Vorträge oder Workshops bei kommerziellen Veranstaltungen wie Messen oder Tagungen. Weil man sich ja so schön präsentieren kann und es einem doch bestimmt auch Spaß macht ... Als sei Honorar nur legitim, wenn es Schmerzensgeld ist.
Ute Blindert
Emanuel
Was denkst du?