Wenn es hier ums Netzwerken geht, geht es immer um die Idee des „Strategischen Netzwerkens„. Das heißt, ich überlege mir vorab, was ich erreichen möchte und richte dann meine Netzwerk-Aktivitäten dahingehend aus. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass ich nur nach reinen Nutzenerwägungen Kontakte knüpfe und Menschen beurteile. Ganz ohne wird es aber nicht gehen, denn unsere Ressourcen sind nun einmal begrenzt.
Was ist Ihr Ziel? Was möchten Sie beruflich erreichen? Manche werden jetzt vielleicht anführen, dass sie gar kein festes Ziel haben. Zwar gibt es keine Garantie, dass wir ein Ziel auch erreichen, wenn wir uns ein Ziel setzen. Allerdings muss ich Dorotheé Ritz, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, beipflichten, wenn sie wie im Interview für Business Ladys sagt:
„Nun, man sollte sicherlich nicht antreten und sagen: Ich werde nie CEO. Das halte ich auch für falsch.“
Ob Sie Karriere machen oder lieber als Expertin in einem Fach wahrgenommen werden möchten, darüber sollten Sie sich zumindest im Klaren sein. Ein Solopreneur braucht ein anderes Netzwerk als die Geschäftsführerin eines mittelständischen Metallbauunternehmens. Ein Personalreferent ein anderes als eine Informatikerin.
Sobald Sie eine zumindest grobe Richtung festgelegt haben, geht es darum, eine Strategie zu entwickeln.
Dafür analysieren Sie zunächst einmal, was bereits an Grundlage vorhanden ist. Bei den meisten von uns ist das nämlich viel mehr, also wir zunächst denken.
Dazu gehen Sie Ihre Kontakte, berufliche wie private, durch und erstellen eine Kontaktliste. Überlegen Sie zudem, wen Sie gern dieser Liste hinzufügen möchten bzw. mit welchen Menschen Sie sich gern mehr austauschen möchten.
Außerdem bietet es sich an, Ihre Kontakte einmal nach Kategorien einzuteilen: "Einhörner" für besonders wichtige berufliche Kontakte, "Flamingos" für weniger wichtiger und "Pinguine" für all diejenigen, die Sie noch nicht so richtig zuordnen können.
Was manchmal übersehen wird: Hierbei geht es nicht um eine Bewertung der Menschen an sich. Aber wenn Sie Ihre Ressource Zeit zum Beispiel einteilen möchten, können Sie sich nicht mit jedem Menschen zum #neverlunchalone treffen.
Ein Beispiel: Mich erreichen immer wieder Anfragen zum Austausch beim Kaffee. Obwohl ich mich gern mit Menschen austausche, bin ich doch als Unternehmerin und Familienfrau zeitlich stark eingeschränkt und lehne diese Anliegen meistens ab, wie in diesem Beitrag nachzulesen ist.
Da unsere Ressourcen ja begrenzt sind, ist es meistens nicht sinnvoll, auf allen Kanälen vertreten zu sein. Es sei denn, man ist Social Media-Beraterin, dann sollte man sich zumindest alle mal anschauen bzw. Blogs/Newsletter dazu lesen.
Also sollte man eine Auswahl treffen. Hier einmal ein kleiner Überblick von Social Media-Kanälen, der natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann!
Für die meisten von uns wird es entweder auf eine Präsenz bei Xing oder LinkedIn sowie eine zunächst private Nutzung von Facebook hinauslaufen.
Kommen wir nun von den Online-Netzwerken hin zu den Gruppen im richtigen Leben. Beides lässt sich natürlich nicht trennen: Ich vernetze mich womöglich erst mit jemandem in einem Online-Netzwerk, nachdem ich diese Person im richtigen Leben getroffen oder zumindest einmal mit ihr telefoniert/gechattet/geskypt habe. Oder ich lerne jemand im Netz kennen und möchte diese Person dann auch gern im richtigen Leben treffen.
Nun geht es beim strategischen Netzwerken natürlich nicht nur um Zufallsbekanntschaften. Dabei treffen wir oft Menschen, die uns ähnlich sind, die aus unserer „Filterblase“ stammen. Wenn Sie strategisch vorgehen möchten, sollten Sie auch mal Ihre Komfortzone verlassen.
Ein Beispiel: Wenn ich als Gründerin mein Unternehmen in meiner Stadt bekannt machen möchte, ist es sinnvoll, in der örtlichen IHK oder Handwerkskammer präsent zu sein. Dafür bietet es sich an, zu öffentlichen Veranstaltungen zu gehen, vielleicht einem Arbeitskreis beizutreten oder mal einen Vortrag anzubieten.
Außerdem sollten Sie überlegen, welches Netzwerk, welcher Verband oder Verein sinnvoll sein könnte. Das kann eine Arbeitsgruppe sein, bei der Sie im fachlichen Austausch stehen, oder ein Verein, der Ihre Anliegen vertritt. Dieses Engagement sorgt dann für Sichtbarkeit in Ihrem Netzwerk.
Vor vier Jahren habe ich mich aus diesem Grund für eine Mitarbeit bei den Digital Media Women e.V. entschieden. Zum einen vertrat dieser Verein mein Ziel, nämlich für Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der sich digitalisierenden Wirtschaft einzutreten, zum anderen gefiel mir aber auch die Präsenz im Internet. Ein analogerer Verein hätte mich nicht so angesprochen.
Natürlich ist ein Engagement nicht nur unter reinen Kosten-Nutzen-Erwägungen zu betrachten. Wenn es sich aber auch beruflich auszahlen soll, müssen Sie schon überlegen, welches Ihnen am meisten nützt.
Natürlich bleiben wir auf unserem Berufs- und Karriereweg nicht stehen. Damit kann sich auch unsere Strategie ändern: Wir lernen im Laufe unseres Weges immer mehr Menschen kennen, entwickeln uns vielleicht in eine andere Richtung, verfolgen andere Ziele. Daher sollten Sie immer mal wieder innehalten und nachdenken, was Sie wirklich möchten, was noch passt oder was Sie verändern wollen.
Jetzt habe ich die ganze Zeit über Strategie gesprochen – und man könnte den Eindruck bekommen, hier ginge es nur um den Ernst des Lebens. So ist das natürlich gerade nicht zu verstehen, denn zufällige Begegnungen machen einen Teil des Reizes beim Netzwerken aus. Also schaffen Sie sich Raum für diese „Zufälle“:
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Was denkst du?